Anleitung Göldo Zero Glide Sattel


Hier die Beschreibung eines Sattelwechsels bei einer Akustik Elektro Gitarre und zwar bei einer Ibanez AE 60 S:

 

(Gilt auch für E - und andere Gitarren, Mandoline, Banjo usw.)

 

Also die Gitarre stammt aus dem Zeitraum 1994 - 1996 und ist in einem wirklich guten Zustand da diese offensichtlich wenig gespielt wurde.

 

Als sie angekommen ist wollte ich erstmal neue Saiten aufziehen, und schwups war die äußere Kante an der tiefen E Saite am Sattel gebrochen. Gut, das hätte man wohl auch mit der "Mischung" Sekundenkleber und Backpulver (Natron) ggf. wieder ins Lot bekommen doch da habe ich mich erstmal bei den üblichen Verdächtigen umgeschaut da man ja dann ggf. gleich mal einen Knochensattel einbauen könnte.

 

Ich bin dann auf den Zero Glide Nut (Nullbundsattel) von Göldo gestoßen und habe mir diesen mal genauer angeschaut. Da der alte Sattel 4 cm breit und ein Spacing von 34,5 mm (also den Abstand zwischen den beiden E Saiten) hat - ich auch keine Sattelkerben feilen wollte - habe ich den ZGZS 3 für Martin Gitarren bestellt.

 

Der Satz besteht aus dem Knochensattel (in meinem Falle vorgekerbt) und vier verschieden hohe Bundstäbchen (die zur Unterscheidung farblich gekennzeichnet sind).

Also Einbau geht leicht wenn man ein wenig handwerklich begabt ist.

Auf Youtube gibt es verschieden Anleitungen dazu, leider alle auf englisch und nicht richtig nachvollziehbar.

Ich fasse es jetzt mal meine Erfahrungen zusammen:

 

Die nachfolgende Beschreibung gilt wohl für alle Gitarren.

 

Top Tipp am Anfang:

Saiten erstmal drauflassen und nur entspannen damit der Sattel frei liegt. Ich komme noch drauf warum. Saitenwechsel erst ggf. nach dem Sattelwechsel. Hätte ich das selbst beherzigt hätte ich mir viel Arbeit und einen Satz Saiten erspart.

 

Also:

 

1. Alten Sattel entfernen. Zunächst, wenn der Sattel am "Lack hängt" mit einem Cuttermesser die Kanten des alten Sattels anritzen damit da nichts reißt. Bei mir war das nicht notwendig.

 

2. Den alten Sattel versuchen hin und her bewegen und versuchen ihn damit zu lösen und heraus zu bekommen. Wenn das nicht geht dann auf den Hals ein Holz legen und von der Halsseite mit einem Hammer o.ä. zart !! anschlagen - dann löst sich der alte Sattel auf jeden Fall. Zart ! Und Achtung, normalerweise sitzen Sättel in einer Kerbe. Also aufpassen, dass da nichts ausreißt.

 

3. Sattel müsste jetzt draußen sein. Jetzt mit einer Rasierklinge o.ä. vorsichtig etwaige Kleberreste aus der Kerbe entfernen (schaben - abziehen).

 

Jetzt geht`s um den neuen Sattel. Der hat eine glatte Seite und eine mit so zwei Stufen. Die Seite mit den zwei Stufen ist die Seite welche zum Griffbrett zeigen muss. Üblicherweise ist der Sattel breiter, tiefer und höher als der alte Sattel. Nicht viel, aber ist so. Also anpassen.

 

4. Zuerst die Tiefe. Hier die o.g. glatte Seite auf einem Schleifpapier abziehen und immer wieder in die Kerbe einsetzen zum überprüfen. Da bei mir nicht viel gefehlt hat habe ich hierzu eine 180 Körnung genommen.

 

5. Jetzt die Breite anpassen. Hier die beiden Kannten abnehmen bis die Breite stimmt. Abrunden ad libidum. Jetzt ist es gut, dass wir die Saiten ja noch draufhaben (siehe Tipp oben).

So kann man die beiden E Saiten schön wieder drauflegen und anziehen um die richtige Lage bzw. den richtigen Abstand zu den Rändern zu haben. Hier habe ich, da ich etwas mehr abnehmen musste zuerst eine 80 er Körnung genommen und dann mit feinerem Papier nachgeschliffen. Immer, immer mehrmals kontrollieren, was weg ist ist weg ! Und immer richtig herum den Sattel einsetzten. Jetzt passt Tiefe und Breite.

 

6. Jetzt zur Höhe. Hier war bei mir am meisten abzunehmen. Den Sattel soweit abnehmen, dass das Griffbrett und die Höhe der oberen Stufe auf gleicher Höhe sind. In den anderen Anleitungen und Filmen kommt das nicht so richtig raus. Ist aber logischerweise so damit eine Vertiefung zwischen Sattel und Griffbrett entsteht in der nachher der Nullbund eingesetzt werden soll.

Das ist wohl die größte Arbeit. Auch wenn ich mich wiederhole - immer wieder überprüfen. Jetzt ist der Sattel hoffentlich fertig.

 

Wer den Sattel hochglanz möchte sollte jetzt mit 240 - 600 aufwärtz und anschließend nach belieben Schwabbelscheibe o.ä. den Sattel bearbeiten bis der gewünschte Glanzgrad erreicht ist.

 

7. Jetzt kommen wir zum Nullbund. Die Bundstäbe haben von der Mitte aus gesehen eine kurze und eine längere Seite. Die längere Seite ist die welche zum Griffbrett zeigt. Also obacht. Zuerst setzt man mal den niedersten Bundstab ein (unterscheidbar ja durch die Färbung) - dieser lässt sich auch von der Seite einschieben und stimmt die Gitarre mal an. Der Sattel und der Bund halten wegen dem Saitendruck gut. Dann spielt man die Gitarre offen an. Scheppert es, dann nimmt man den nächst höheren Bundstab usw..

 

8. Hat man jetzt eine schepperfreie Höhe (also in der normalen Stimmung) und ist zufrieden damit dann dreht man die Gitarre um und zeichnet unten die zwei Überstände der Bundstäbchen an welche über die Halsbreite herausragen. Saiten entspannen, Bundstäbchen raus und mit einer Bundzange abzwicken. Ich habe so tolles Zeugs nicht also mit einer Zange abgeknipst. Die Dinger sind ja relativ weich. Dann mit einer Feile die Kanten abnehmen und glätten nach Wunsch auch im 45 Grad winkel wie es einem gefällt. Auch hier empfehle ich den Bundstab immer wieder einzusetzen damit das nachher auch passt und nicht zu viel fehlt. Die Fingerkuppen sind bekannterweise ja das beste Meßinstrument bezüglich der Glätte. Bundstab richtig herum einsetzen (s.o. breitere Seite zum Griffbrett). Ja, ich wiederhole mich, ist mir aber auch passiert dass ich durch`s feilen das Ding gedreht hatte. Am Schluss sollte es passen.

 

So, jetzt haben wir den passenden Sattel und den passenden Nullbund. Jetzt kommt die finale Befestigung.

 

Ach an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass wenn einem das am Schluss alles nicht gefällt oder aus sonstigen Gründen (Wiederverkauf o.ä.) der Originalzustand wieder hergestellt werden soll das ganz einfach geht.

 

Zero Glide wieder raus und alten Originalsattel wieder rein. Ankleben- fertig. Es gibt ja keine Schleifarbeiten an der Gitarre.

 

9. Jetzt brauchen wir Kleber. Sekundenkleber o.ä.. Es wird empfohlen nicht den ganz flüssigen Sekundenkleber zu verwenden da dieser zu schnell abbindet da ja zuerst der Sattel und dann noch der Bundstab befestigt werden muss. Jetzt ist es immer noch förderlich dass wir die Saiten noch drauf haben aber lest selbst:

 

Mit einem Zahnstocher oder ähnlichem den richtigen Kleber unten auf den Sattel aufbringen - 2 Punkte ca. 5 mm vom jeweiligen Rand genügen, ich habe noch einen 3 ten in der Mitte gemacht. Dünn auftragen genügt. Der Abstand vom Rand ist zur Sicherheit damit, wenn wir zuviel Kleber draufgemacht haben, dieser nicht an den Seiten rausläuft. Wenn doch gleich abwischen damit es keine Flecken gibt. (Also am besten schon den Lappen vorbereitet daneben legen als nachher im Stress sowas noch zu suchen, dann ist es meistens zu spät und man machts mit den Finger weg und hats dann da dran - ach ihr wisst ja was ich meine,-) 

 

10. Jetzt ist der Sattel hoffentlich richtigrum drin (Vertiefung auf Seiten des Griffbretts) - jetzt zwei Tropfen unten auf den Bundstab und (richtigrum) in die Vertiefung einsetzen. Jetzt die Saiten in die Sattelkerben und anziehen damit durch diesen Druck alles fixiert ist und durchziehen kann. Voila - fertig.

 

Wie gesagt, ich Depp hatte die Saiten weggemacht gehabt und schon hatte ich den Aufwand dazwischen neue Saiten aufzuziehen die natürlich ob des hin und hers mit dem Schleifstaub usw. erneut auszutauschen waren.

 

Wenn es fest ist, alte Saiten runter und neue Saiten drauf. Bei dieser Gelegenheit den Headstock und ggf. das Griffbrett putzen und je nachdem ölen damit nachher alles in alter Schönheit erstrahlt.

 

So, das war mein Bericht, ich bin sehr zufrieden mit dem Zero Glide und der Einbau ist wohl bei allen Gitarren der gleiche Ablauf.

 

Wer hier natürlich einen Sattel ohne Kerbung hat da ein Spacing oder so nicht passt (obwohl - es gibt haufenweise verschieden Abmessungen) oder selbst oldschool selber kerben will der muss natürlich noch die Kerben kerben (aber das ist ein anderer Beitrag dann).

 

Mit Unterbrechung und zwei Bier habe ich als reine Arbeitszeit ca. 1 1/2 - 2 Stunden gebraucht. Aber ich hatte ja auch nicht diese Anleitung ,-)))

 

Hoffe jemanden helfen zu können der das auch mal vor hat.